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Kythings

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Gedankenexperimente

Die Seelenverbindung: Konzeptionelle Schnittstellen zur Überbrückung von Dualitäten

Kything 003
Hecate Statue in Antalya Archeological Museum, Turkey | Photo 304965434 © Evren Kalinbacak | Dreamstime.com

Bildnachweis: Hekate-Statue im Archäologischen Museum von Antalya, Türkei |

Foto 304965434 © Evren Kalinbacak | Dreamstime.com​​

„Was ist das Leben, wenn nicht ein kleiner Umweg auf der Reise des Einsamen zum Einsamen?“ 

                                         —Eine Abwandlung der bahnbrechenden Schlussfolgerung Plotins am Ende der Enneaden

Die Serie der Ouranian Chronicles (im Folgenden OC ) bietet den Lesern eine Art Reisebericht über die Taten der Menschheit. Man könnte auch sagen, dass das Werk versucht, den "kleinen Umweg" zu verstehen, der uns in diese Welt gebracht hat, und die Gründe, weshalb wir ihn gemacht haben. Aber das klingt vielleicht zu philosophisch oder poetisch, um für bare Münze genommen zu werden. Ich gebe zu, dass es ein ehrgeiziges Unterfangen ist, die Geschichte der Menschheit vom umherstreifenden Wildling zum Weltbürger und darüber hinaus zu schreiben, vielleicht sogar zu ehrgeizig. Seit geraumer Zeit hat sich jedoch nicht wirklich jemand an ein solch unkonventionelles Projekt gewagt, und vielleicht aus gutem Grund. Es ist ein bisschen viel.

       Trotzdem wollte ich die Geschichte erzählen, schon allein um meine eigene Anwesenheit in dieser Welt zu rechtfertigen. Aber wie sollte ich sie erzählen, ohne wie ein überheblicher Besserwisser zu klingen? Die Lösung war ein literarischer Ansatz: keine wirkliche Fiktion, sondern eher eine Plattform, um riskante Gedankenexperimente auszuprobieren, während die Handlung durch eine Vielzahl einprägsamer Charaktere zum Leben erweckt wird. 

       Eine der Besonderheiten des Werks ist die Vorliebe, nicht nur tatsächliche, sondern auch imaginäre Orte und Zeiten zu behandeln. Ich meine Orte oder Zustände, die man sich erst vorstellen muss, bevor man sie als wahr akzeptieren kann. Die Vorstellungskraft ist sehr wichtig. Ohne sie könnten wir die Folgen unseres Handelns nicht vorhersehen. Vorhersehen, was schief gehen könnte, damit eine angemessene Kurskorrektur erfolgen kann, ist der rote Faden der Handlung. Darauf deutet auch der Beiname der Hauptfigur hin, Kayin der Ariole, eine alte Bezeichnung für „Seher“. 

       Wäre die OC eine James Bond- oder Jason Bourne-Geschichte, könnte man die Serie für ein Debriefing halten, das auf eine Aufklärungsmission folgt—eine, die tragischerweise eine spekulative Wendung nehmen musste. Warum spekulativ? Weil es um die Ordnung der Zeit geht—und um unsere seltsame Art, mit diesem trügerischen Thema umzugehen.

“Time Rush” by Mark Final | Adobe

Bildnachweis: „Time rush“ von Mark Final | Adobe

      Die Zeit zwingt uns, geistige Aktivitäten auszuführen, die sich voneinander unterscheiden und weder ersetzt noch ausgetauscht werden können: Erinnern, Vorstellen und Erleben. Wir erinnern uns an die Vergangenheit, stellen uns die Zukunft vor und erleben die Gegenwart, indem wir sie aufzeichnen, während sie sich entfaltet. Die OC bezeichnet diese Tätigkeit als „Chronologisieren“. Um ein vollständiges Bild der zeitlichen Landschaft zu vermitteln, die in der Serie untersucht wird, musste ich sie in drei gleiche Teile unterteilen: 

 

Band 1: Masks of God  / Die Masken Gottes berichtet über die Vergangenheit

Band 2: Soul Engineer / Seelen Ingenieur  befasst sich mit der Zukunft 

Band 3: Brotherhood of Shadows / Bruderschaft der Schatten handelt von der Gegenwart (mit einigen Aspekten der Zukunft)

Band 4: Palace of Regret / Palast des Bedauerns ist jenseits aller Zeit.  

 

       Ich habe das Werk entsprechend strukturiert. Das erste Buch macht uns mit wichtigen Ereignissen in der Geschichte vertraut, die vielleicht unter unserem gemeinsamen Horizont als Spezies untergegangen sind. Das zweite Buch appelliert an unsere Vorstellungskraft; es zeigt auf, was uns bevorstehen könnte und gibt uns Zeit, Weichen für eine wünschenswertere Zukunft zu stellen. Das dritte Buch vermittelt, wie wir mit unseren Erfahrungen sinnvoll umgehen sollten, damit sie es wert sind, dass wir uns an sie erinnern und sie wiederholen. Denn wer wir sind, hängt davon ab, woran wir uns erinnern. So wie auch, was aus uns werden soll.

       Nachdem ich nun den Umfang der OC umrissen habe, möchte ich mich auf das Gedankenexperiment konzentrieren, das dieses Werk unternimmt und das im Wesentlichen dualistisch ist. Der Leser wird in zwei Welten eingeführt—eine reale und eine ideale—die von den Protagonisten der Geschichte auf abenteuerliche Weise erkundet werden. Und ja, es gibt Liebe, Krieg, Attentate, Rettungsmissionen, tragische Opfer und Erlösungstaten—mit vielen Cliffhangern—alles, was einen konventionellen Roman ausmacht. 

       Die OC hat das intellektuelle Grundgerüst dem neuplatonischen Philosophen Plotin entlehnt, bietet aber eine wesentlich aktualisierte Version, die viele neuere kosmologische Entdeckungen berücksichtigt, einschließlich des bisher ungelösten dualistischen Konflikts zwischen Makrophysik und Quantentheorie (den die OC mit literarischen Mitteln und provokativen Gedankenexperimenten zu lösen versucht, anstatt mit fortgeschrittener Mathematik, theoretischer Physik, Stringtheorie und dergleichen).

“Duality” Photo of Metapontum © Arnold Hermann

Bildnachweis: „Dualität” - Foto von Metapontum © Arnold Hermann

      Gemäss der OC gibt es neben der unsrigen Welt die Erste Welt, die von den Ersten Wesen, die ein Selbst haben, bewohnt wird—vergleichbar mit den „Bewohnern der Oberen Welt“ (vs. den „Bewohnern dieser Welt”) des neuplantonischen Philosophen Plotins—selbstbestimmte, wohlwollende Intelligenzen die im Ideal leben. Hier ist jedoch der springende Punkt: Die Erstweltler sind auch Entdecker. Die Welten, die sie erforschen wollen, sind ihnen jedoch nicht direkt zugänglich, weil sie aus einem anderen Stoff bestehen. Die Bedingungen der jeweils in sich geschlossenen Systeme sind zu unterschiedlich, um kompatibel zu sein. Wenn andere Welten beispielsweise nicht dasselbe Zeitkontinuum haben, unterliegen sie nicht demselben Zeitpfad.

       Stellen wir uns der Einfachheit halber eine Zivilisation vom Typ V oder Omega auf der erweiterten Kardashev-Skala vor, die von Astronomen und Kosmologen als hypothetisches Maß für die Erkennung außerirdischer Zivilisationen verwendet wird. (Ich ziehe diesen allegorischen Vergleich an anderer Stelle.) Die höchste Form einer Zivilisation, die Omega-Stufe, gilt als fähig ein Multiversum zu verwalten. Laut OC wäre eine solche Zivilisation jedoch nicht in der Lage, in einzelne Systeme einzudringen, ohne deren interne Gesetze durcheinander zu bringen und dabei möglicherweise ihren eigenen Omega-Status zu verlieren. Allein die Tatsache, dass sie einem bestimmten Zeitstrom beitreten, könnte zahlreiche negative Auswirkungen haben, auch weil es vom Ideal als Dauerzustand wegführen würde.

       Dennoch mussten die Erstweltler—die Ersten Selbste—die Welten unter ihrer Obhut erforschen und aus erster Hand begutachten. Sie verpflichteten sich, eine praktikable Lösung zu suchen ohne ihren Zustand zu gefährden. 

       Letztlich war es eine Frage des Maßes oder der Proportion: Wie viel von der wahren

Natur der Erstweltler musste „suspendiert“ oder „verringert“ werden, damit das, was übrig blieb, noch für die Arbeit in einer fremden Umgebung angepasst werden konnte? Ohne das eigene Selbst aufzugeben, versteht sich. Stell dir vor, was passiert, wenn wir einen dieser Tiefseetauchanzüge anziehen, um den Meeresboden zu erkunden. Wir schränken unseren Bewegungsspielraum und andere Freiheiten extrem ein und müssen uns auf eine dürftige Rettungsleine verlassen, die mit der Oberfläche verbunden ist. Andererseits können wir jetzt einen Bereich erforschen, der für uns sonst gefährlich wäre.

       In ähnlicher Weise war die Lösung, die die Erstweltler wählten, eine stark veränderte, aber ebenso reduzierte Version ihrer selbst, die als Zweitweltler bezeichnet werden. Diese eng fokussierten „Zweiten“ wurden in unseren Bereich gesandt—was von da weg als Zweite Welt bekannt wurde.

       Und so sind wir, die Zweitweltler, hier gelandet, um diesen fremden Bereich zu erkunden und zu sehen, ob wir ihn uns zu eigen machen können. Zumindest vorübergehend. Wir sind eine „spezialisierte“ Version der Ersten, entsprechend angepasst an eine physikalische Existenz. 

       Das würde die wissensbedingten Einschränkungen erklären, die wir auf unserer Homo-sapiens Mission erfahren: Als „herabgestufte“ Zweite sind wir nur mit der Wissenskapazität ausgestattet, die eine körperliche Existenz erfordert. Auch unser Erinnerungsvermögen ist erheblich beeinträchtigt, da wir in organischen Gefäßen leben mit eingebautem Verfallsdatum. Das Gute daran ist, dass nach dem Tod des Gefäßes die Erinnerungen eines Zweitweltlers von der Ersten Welt abgerufen werden und somit dem Originalwesen erhalten bleiben. Nichts geht verloren. (Das hätte Roy Batty von „Blade Runner“ trösten können, als er im Sterben klagte, dass all die wundersamen Ereignisse, die er erlebt hatte, „mit der Zeit verloren gehen wie Tränen im Regen“).

“Lost in Time” | Rutger Hauer as Roy Batty in Blade Runner (1982) | Photo source unknown

Bildnachweis: „Lost in Time" | Rutger Hauer als Roy Batty in „Blade Runner“ (1982) | Bildquelle unbekannt.

       Der Prozess des „Hochladens“ ist übrigens gemeinhin als „Lebensrückblick“ bekannt, der sich dadurch auszeichnet, dass Bilder aus dem Leben einer Person aufblitzen, wenn der Tod des Körpers naht. 

       Die Integrität der eigenen Erfahrungen bleibt auch dann erhalten, wenn das Selbst weitere Instanzen seines Bewusstseins zukünftigen organischen Gefäßen zuweist, um die Erkundung der physischen Welt fortzusetzen. Diese Umzugsaktivität wird von denjenigen, die sich nur vage daran erinnern, weshalb sie hier sind, fälschlicherweise als „Seelenwanderung“ bezeichnet. Diejenigen, die an einer kompletten Erste-Welt-Amnesie leiden, bestreiten sogar jede Form einer fortgesetzten Existenz. 

       Dieses zweifache Schema mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen. Es spiegelt jedoch viele Ideen der verschiedenen philosophischen Schulen wider, insbesondere derjenigen der Antike. Eine funktionierende Synthese zwischen den teilweise widersprüchlichen Lehren und Überzeugungen zu schaffen, war keine große Herausforderung, da die dualistischen Grundlagen—die Schwierigkeiten, die es zu überwinden galt—seit den Anfängen der Philosophie diskutiert wurden. Viel schwieriger war es, die beiden unterschiedlichen Bereiche—Erste Welt, Zweite Welt— miteinander zu verbinden, ohne sie zu verlieren oder die Verbindung zu verlieren. Auf das gleiche Problem stößt man beim Versuch, zwei Universen zu verbinden. Das ist der älteste Stolperstein der Philosophie und der Grund, weshalb die antiken Denker so versessen waren mit konträren Konzepten wie Ähnlich–Unähnlich, Gleich und Verschieden usw.  

       Damit das metaphysische Gerüst funktionieren konnte, musste eine Verbindung zwischen dem Ersten Selbst und seinem Ableger, dem Zweiten Selbst bzw. den beiden Welten geschaffen werden, die mit beiden logisch vereinbar war. Damit wir ein Selbst hier und „gleichzeitig“ ein Selbst woanders haben können. Dieses Bindeglied zwischen den beiden hat doppelten Dienst zu leisten: als „Vermittler“, der die Verbindung zwischen zwei unterschiedlichen Bereichen aufrechterhält—ohne die Gesetze und Restriktionen einer der beiden Welten zu verletzen—noch von ihnen korrumpiert zu werden.

       Funktionell muss das Bindeglied sowohl vereinen als auch trennen können, 

zusammenführen und auseinanderhalten. Kein leichtes Unterfangen. Eine metaphysisch praktikable Lösung wurde über Jahrtausende hinweg gesucht: die einzigartige Rolle der Seele im Körper, und zwar nicht als Einheit, sondern als Verbindung. Die Verbindung ist eine der ältesten Funktionen der Seele oder des Geistes, die die meisten modernen Lehren und Religionen seltsamerweise vergassen. Nur gewisse Geistheiler und Schamanentraditionen erinnern an eine solche Funktion. 

       Viele spätklassische Systeme, einschliesslich bestimmer gnostischer Bewegungen und neuplatonischer Modelle, akzeptierten die Idee einer Mittlerfunktion der Seele. Ganz zu schweigen von älteren philosophischen Lehren und Texten, die sich oft auf die Seele beriefen, wenn es galt eine Zwischenposition zu besetzen, insbesondere die zwischen der intelligiblen Welt und dem physischen Bereich. 

       Das bekannteste Beispiel für eine solche Vermittlerin zwischen den Welten ist Hekate, die dreigesichtige Göttin der Wegkreuzungen. Die chaldäischen Orakel (ein einflussreiches Werk aus dem 2. Jahrhundert n. Chr.) weisen ihr nicht nur die Funktion der Weltseele zu—eine überarbeitete Version von Platons dreiteiligem Timaios—sondern sie dient als kosmische Wächterin auch als Schnittstelle für die Seelen/Intellekte, die diesem Universum zugeteilt sind. (Ich habe eine akademische Studie über die Göttin und ihre Rolle als kosmologische Vermittlerin mit dem Titel "Soul as Interface: Hecate, the Cosmic Gatekeeper" geschrieben.) 

Statue of Hecate Epipyrgidia by Alcamenes of Athens | Rijksmuseum van Oudheden, Leiden, Netherlands | Photo 239746389 | Hecat

Bildnachweis: Statue der Hekate Epipyrgidia von Alcamenes von Athen | Rijksmuseum van Oudheden, Leiden, Niederlande | Foto 239746389 | Hekate © N. Rotteveel | Dreamstime.com

       Den Orakeln zufolge regelt Hekate alles, was vom äußeren Bereich oder Metakosmos des sogenannten Ersten Vaters—der Heimat des Ideals—zu unserem lokalen Zweiten Vater oder „Handwerker" (Demiurg), der diese Welt verwaltet, gelangt. Aber sie übermittelt nicht nur die Gedanken und Absichten des Ersten Vaters an unser Reich und dessen Verwalter, sondern sie vermittelt auch Mitteilungen von „hier” nach „dort”. In den Orakeln wird Hekate bildhaft mit einer Membrane zwischen den Universen verglichen. In der Tat könnte man ihre Funktionen mit denen einer modernen Luftschleuse oder einer Dekompressionskammer vergleichen. Die Göttin kontrolliert nicht nur, was aus der jeweiligen Domäne ein- und ausgeht, sondern sie „wandelt“ das, was „transferiert” wird so um, dass es den Bedingungen des Zielortes entspricht (hier kommen die maßgeschneiderten Beschränkungen der Zweitweltler zum Tragen).

       Die Dreierkonstellation bestimmt auch, wie wir unsere Welt wahrnehmen. Als Vermittlerin ist Hekate dafür verantwortlich, eine wahrnehmbare Version unserer Zweiten Welt zu „manifestieren“ (uns zu zeigen)—anhand eines „erfahrbaren Zwischenbereichs", der diese Welt für die externen Intelligenzen zugänglich macht. Genauer gesagt für ihre substantiierte oder „Avatar-Form“—die Zweitweltler—da die Erstweltler nicht direkt mit diesem Universum interagieren können. Das ist der Grund, weshalb wir die Welt in der uns vertrauten Makroform sehen, also als Sterne, Planeten, Ozeane, Wolken, Wälder, Berge, Blumen usw., während die Ersten unsere Welt ausschließlich als reine Daten, d.h. als Informationseinheiten, begreifen können, und zwar im Wesentlichen anhand der Grundbestandteile, aus denen unser Universum besteht, wenn sie von jenseits der Makroebene „wahrgenommen" werden.

“How we see the world vs. how it is seen from the outside” | Photo source unknown

Bildnachweis: „Wie wir die Welt sehen vs. wie sie von außen gesehen wird” | Fotoquelle unbekannt.

     Der Begriff „erfahrbarer Zwischenbereich“ bezieht sich daher nur auf die sensorische

Ebene, die den Zweitweltlern zur Interaktion zur Verfügung steht. Es handelt sich um eine Art Kurzversion oder Miniaturausgabe der Welt um uns herum—ich will nicht sagen, dass sie wie eine Null-acht-fünfzehn Version aussieht, obwohl die Versuchung groß ist—aber sie lässt sich leicht erkunden. Dieser interaktive Bereich sagt nicht viel über das Universum als solches aus, nicht einmal auf der Ebene der Quanteninformation, die uns weitgehend unbekannt ist. Sie besteht möglicherweise auch aus unbeobachtbaren Stoffen wie dunkler Materie, dunkler Energie und wer weiß, was sonst noch. Wir sprechen hier nur über den begrenzten Bereich der Makrowelt, die unsere Sinne beeinflusst. Oder um auf Platons Höhlengleichnis zurückzukommen: Wir sehen nur die Schatten, die wir sehen sollen. Und Hekates Rolle wäre die des Projektionisten, der die Schatten an die Höhlenwand wirft, ohne die wir nichts sehen würden. Das ist eine ihrer wichtigsten Schnittstellenfunktionen. 

 

       Fazit: Das von mir vorgeschlagene Gedankenexperiment basiert zwar auf allegorischen Vergleichen, aber es liefert uns einen begrifflichen Zugangsschlüssel, der sich für beide Bereiche eignet. Wenn mich meine jahrzehntelange Beschäftigung mit Philosophie etwas gelehrt hat, dann, dass es einen definierbaren Schnittpunkt zwischen unterschiedlichen Systemen oder Bereichen geben muss, sei es Mikro und Makro, Quanten- und klassische Physik, Intellekt und Sinne, dieses Universum oder ein anderes—sogar Geist und Materie oder, in Bezug auf AI, Verstand und Maschine, Materialismus und was auch immer sein Gegenstück sein mag, Panpsychismus, usw. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, zwischen Atheismus und Theismus, aber dann würde ich beide Seiten vergraulen. Ich beschränke mich daher auf die Feststellung, dass jedem vermeintlich „geschlossenen“ oder "sich selbst verstärkenden" System ein intellektuell nachweisbares Zwischenglied “beigefügt” sein muss, unabhängig davon, wie wir es nennen. Wir leben in einer Welt der Möchtegern-Absolutheiten, nicht der tatsächlichen. In anderen Worten, wenn Alles mit Allen verbunden ist, oder verbunden werden könnte, woraus besteht die Verbindung? Die muss es ja schliesslich auch geben.

       (Die OC hat ihre eigene Schnittstelle oder Interface, die von einem namenlosen „Vermittler“ gesteuert wird, dessen Identität am Ende im Band 3 enthüllt wird. Ja, das ist ein Teaser. Sorry.)

“Crossing Over to the other World” by Cassius Ramsey (in Midjourney) | Enhanced by Arnold Hermann

Bildnachweis: „Übergang zur anderen Welt“ von Cassius Ramsey (in MidJourney) | Überarbeitet von Arnold Hermann

       Ich habe die inneren Mechanismen des Zwei-Welten-Systems der OC—einschliesslich der neuartigen Unterscheidung zwischen Erst- und Zweitweltler—preisgegeben, um Denkanstösse zu geben. Ich hoffe damit Interesse an einem Projekt zu wecken, an dem ich seit mehr als einem Jahrzehnt gearbeitet habe. Natürlich könnte ich noch mehr über die „Mission“ der Zweitweltler sagen, aber dann müsste ich Fragen beantworten wie:

       „Wie sind wir genau hierher gekommen?“ und, noch wichtiger, „Wie kommen wir hier wieder raus“? 

 

       Ich bin zuversichtlich, dass die Leserinnen und Leser der OC die entsprechenden Antworten in der Serie selbst finden werden.

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